bookmark_borderUnderground Blossom

Fahr mal wieder U-Bahn!

Ich habe es mit U-Bahnen, sowohl ich echt als auch in Computerspielen. Puzzlespiele mag ich auch sehr. Und Spiele, die ein bisschen schräg sind, oder sogar sehr, mag ich besonders. Insofern war Undergrund Blossom ein gefundenes Fressen für mich – ein schräges Puzzlespiel, das in einer U-Bahn spielt, da passt doch auf den ersten Blick alles! Und als ich das Spiel im Autumn Sale für kleines Geld bekommen konnte – normal kostet es mit rund fünf Euro auch nicht viel – habe ich zugeschlagen und dann auch nicht lang gewartet, es auch zu spielen.

Es ist von den Machern der Rusty Lakes-Reihe, und an der Stelle muss ich gestehen, keinen der Vorgänger gespielt zu haben, auch wenn ich sie so ziemlich alle besitze. Es handelt sich um Point-and-Click-Adventures, alle im gleichen, minimalistischen Stil gehalten, mit gedeckten Farben und statisch wirkenden, ernst dreiblickenden Figuren, viele davon anthropomorphe Tiere – ich habe nur einfach viel mehr Spiele, als ich auch spielen kann, und dadurch ist auch diese Reihe bei mir liegengeblieben, obwohl ich sie durchaus faszinierend finde. Aber als jetzt ein Spin-off mit einer U-Bahn kam, da musste ich dann doch ran.

Underground Blossom ist kein langes Spiel. Die eigentliche Handlung hatte ich nach etwas über zwei Stunden durch, und weil ich dann im Bonus Content hängengeblieben bin und nicht weitergekommen, bringe ich es jetzt auf gute fünf Stunden Spielzeit – insofern hat das Spiel ein ordentliches Preis-Leistungsverhältnis, wenn man ein Indie-Studio fördern möchte, teurer sollte es in meinen Augen aber nicht sein.… Weiterlesen “Underground Blossom”

bookmark_borderSimon the Sorcerer

Gut, dass ich meine Asbestunterwäsche trage!

In der guten alten Zeit der Lucasarts-Adventures gab es ein Spiel, das nicht von Lucasarts war, das sich in Sachen Graphikstil und Humor nicht hinter dem großen Bruder zu verstecken brauchte, und dieses Spiel war Simon the Sorcerer. Mit feinem englischen Humor, bildschönen pixeligen 2D-Graphiken und einem Soundtrack voller Ohrwürmer in Midi-Qualität, gehören die ersten beiden Teile immer noch zu dem Feinsten, was jemals im Point-and-Click-Adventure erschienen ist. Dann kam Teil 3, warf alle Vorzüge über Bord, weil doch kein Mensch mehr zweidimensionale Spiele spielen wollte, und wurde ein schon damals unspielbar hässliches 3D-Spiel, das heute erst recht kein Mensch mehr spielen möchte – und danach wurde es noch schlimmer: Die Rechte der Reihe wechselten nach Deutschland, gingen an RTL, und damit verschwand auch noch der englische Humor zugunsten klassischer deutscher Penälerwitze. Sic Transit Gloria Mundi. Aber immerhin gibt es für ganz, ganz kleines Geld die beiden klassischen Teile von Simon the Sorcerer bei Gog, und so konnte ich ein Stück meiner wildbewegten Jugend noch einmal erleben.

Simon erschien erstmals 1993, und ich bin dem ersten Teil 1996 oder ’97 begegnet, als ich von einer Kommilitonin die Diskettenversion kopiert bekam. Ja, das war die Zeit, das Wort »Raubkopierer« war noch nicht erfunden, dafür hatten die Spiele einen Kopierschutz wie das legendäre Dial-a-Pirate-Drehdings von Monkey Island – oder die Aufforderung, das Nte Wort von Seite X des Handbuchs einzugeben.… Weiterlesen “Simon the Sorcerer”

bookmark_borderTormentum – Dark Sorrow

Wer die Qual hat, hat die Wahl

Im diejährigen Steam-Wintersale habe ich diverse neue Spiele (viel zu viele, natürlich, wie üblich) zum kleinen Preis erbeutet, darunter nicht nur AAA-Blockbuster, sondern auch kleine Indie-Schmankerln wie Tormentum – Dark Sorrow, das es gegenwärtig für 4,79 Euros gibt. Ich liebe solche Spiele mit abgefahrenem, surrealistischem Artwork, auch wenn Kunst natürlich immer Geschmacksache ist, und bin nicht enttäuscht worden. Mit Graphiken, deren Stil man mit »Hieronymus Bosch meets H.R. Giger« umschreiben kann, fällt dieses Spiel klar in die Kategorie »Eye Candy«: Das Auge spielt mit, und für Spieler, die mehr Wert auf die Optik als auf knifflige Rätsel und stundenlangen Spielspaß legen, gibt es eine klare Kaufempfehlung. Auch die Handlung von Tormentum braucht sich nicht zu verstecken – aber das Spiel ist wirklich sehr, sehr, sehr kurz. Dass ich am Ende sechs Stunden Spielzeit in meinem Steam-Konto verzeichnet hatte, liegt nur daran, dass ich es insgesamt dreimal durchgespielt habe, um alle Errungenschaften freizuschalten, und wenn man es einmal durchschaut hat, dauert ein Durchgang auch nur noch eine knappe Stunde,

Nicht nur vom Titel her erinnert Tormentum an das gute alte Planscape: Torment – auch in Sachen Inhalt haben die polnischen Entwickler vom OhNoo Studio sich deutlich an den Vorgänger angelehnt. Man bewegt sich als gesichts- wie geschichtsloser Held mit Totalamnesie durch eine surrealisistische, böse, verdrehte Welt und trifft Entscheidungen, von denen der Fort- und Ausgang der Geschichte abhängt.… Weiterlesen “Tormentum – Dark Sorrow”

bookmark_borderDay of the Tentacle Remastered

Nimm knusprig warmer Hamster

Es gibt ein paar wenige Spiele, deren Dialoge kann man auch zwanzig Jahre später noch auswendig nachsprechen, und das, an was ich mich am besten zu erinnern glaubte, ist Day of the Tentacle. Es ist eines der wenigen Spiele, das ich mir nicht ein- sondern zweimal gekauft habe in einer Zeit, in der die meisten Spiele, die ich besaß, Kopien von Freunden waren oder von Heft-CDs stammten – das erste, die Disketten-Version, hatte keine Sprachausgabe, weswegen ich später nochmal in die CD-Version investiert habe. Ich erinnerte mich gerne zurück an das genialste aller Lucasarts-Adventures. Skurrile Figuren. Witzige Dialoge. Knifflige Rätsel. Drei Zeitebenen. Vielleicht war Monkey Island kultiger. Vielleicht war Sam and Max böser. Aber als rundum gelungenes, originelles Abenteuer ragte nichts, wirklich nichts, an den Tag des Tentakels heran. Nie werde ich vergessen, wie ich wochenlang nicht weiterkam, weil ich in einem Zimmer die Tür nicht geschlossen hatte …

Als ich vor gut zwei Jahren hörte, dass eine überarbeitete Neuauflage in Vorbereitung war, war ich in gleichem Maße enthusiastisch und skeptisch. Ich hatte bereits das überarbeitete Monkey Island gespielt und mochte den modernen Graphikstil nicht – um so froher war ich, als erste Bilder von Dott Remastered erschienen, auf welchen der alte Stil eins-zu-eins an moderne Bildschirmauflösungenund Graphikkarten jenseits von VGA angepasst worden waren, ohne dabei ihren schrägen Charme zu verlieren.… Weiterlesen “Day of the Tentacle Remastered”

bookmark_border1Heart

Sieht aus wie Knopf, ja?

Ich habe ein Herz für Wimmelbildspiele, so sehr, dass ich ihnen sogar ein eigenes Rezensionsblog gewidmet habe. Ich mag Spiele, in denen es mich gruselt. Und ich bin immer zu haben für Indie-Spiele, die es wagen, optisch von der Norm abzuweichen, die ein bisschen schräg sind, ein bisschen artsy. 1Heart, das der Zufallsgenerator heute für mich ausgewählt hat, vereint all diese Eigenschaften in sich – und doch habe ich mich nicht wirklich dafür begeistern können. L’art pour l’art ist schön genug, aber dann müssen auch die Details stimmen – und wenn man eine schaurige Geschichte erzählen möchte, helfen die unheimlichsten Graphiken nicht, wenn dafür die unfreiwillig komische Grammatik allen Gruseleffekt zunichte macht.

Offiziell handelt es sich bei 1Heart um ein Point and Click-Adventure, aber alle Mechnismen sind die eines Wimmelbildadventures – man nimmt Gegenstände auf und benutzt sie entweder miteinander oder irgendwo im Bild, andere Mausfunktionen gibt es nicht, und die Spielfigur ist nicht im Bild, Egoperspektive sozusagen. Auch Wimmelbildtypisch ist, dass man in den Szenen insgesamt 18 versteckte Herzen finden muss. Gänzlich wimmelbilduntypisch ist hingegen die Graphik, die – absichtlich natürlich – daherkommt wie hingekrakelt, wie mit dem Messer in die Welt geritzt, und die nicht darauf ausgelegt ist, dass man die Dinge klar erkennen und um so leichter finden kann.… Weiterlesen “1Heart”

bookmark_borderA New Beginning – Final Cut

Robbi die Robbe liegt tot nun im Sand

1987 war ich zwölf Jahre alt, engagierte mich für den Umweltschutz mit den Mitteln einer Zwölfjährigen, und war, was die Zukunft unseres Planeten anging, so völlig pessimistisch, dass ich schon fürs Jahr 2000 eine von Kriegen und Umweltzerstörung verwüstete, unbewohnbare Erde erwartete. Ich las betroffen machende Jugendbücher, freiwillig, und reichte bei einem Jugend-Gedichtewettbewerb zum Thema »Robbi die Robbe« eine düstere Parabel ein, bei der am Ende alle tot sind – »Nur die Mörder, die Menschen, die leben noch«. 1987 waren PC-Adventures noch nicht soweit, ich erinnere mich an eine Begegnung mit King’s Quest bei meinem Cousin, aber hätte es damals schon A New Beginning – Final Cut gegeben, es hätte genau meinen Nerv getroffen.

Aber es ist nicht mehr 1987, und auch wenn ich im Moment wieder extrem pessimistisch bin, was die Zukunft unseres Planeten angeht: Ich brauche kein Computerspiel, um mich vor den Folgen des Klimawandels zu warnen. Ich trenne da gerne: Ich spiele Egoshooter und Fantasy-RPGs, ohne dass ich zum Amokläufer werde oder den Kontakt zur Wirklichkeit verliere – aber genausowenig macht mich ein Öko-Adventure zum Umweltschützer. Um die Welt zu retten, und ich denke, das ist nötig, sollte ich lieber aus dem Haus gehen und mich richtig engagieren, Möglichkeiten gibt es genug, und die Mittel einer Vierzigjährigen sind vielseitig und mächtig.… Weiterlesen “A New Beginning – Final Cut”

bookmark_borderSam & Max hit the Road

Und sie zuckt noch!

Im Moment warte ich auf zwei Dinge: Auf meinen neuen Rechner, der innerhalb der nächsten Tage fertig werden müsste, und auf die remasterte Version von Day of the Tentacle, meinem allerliebsten Lieblings-Adventure aus DOS-Zeiten. Um so mehr hat mich die Entdeckung gefreut, dass es an anderes klassisches Lucasarts-Adventure, für das bislang keine Neuauflage angekündigt wurde, bei GOG.com gibt: Sam & Max hit the Road. Es ist zirka zwanzig Jahre her, dass ich es zuletzt gespielt habe, auf meinem treuen 486er, und ich war ein bisschen in Sorge, dass es sich, verglichen mit heutigen Qualitätsansprüchen, als Enttäuschung herausstellen sollte. Aber das Gegenteil ist der Fall: Sam und Max sind in Würde gealtert, und ihr klassisches Abenteuer macht heute noch so viel Spaß wie damals. Vor allem aber macht es viel, viel mehr Spaß als die Neuaufgüsse/Fortsetzungen von Telltale Games.

Wo beim Klassiker die Graphik zwar grobpixelig, aber detailreich daherkommt, bringt der Nachfolger allzu aufgeräumte Szenen und Langeweile in 3D. Und auch wenn beim Spiel von 1993 die Sprecher nicht immer Profiniveau haben, sind die Dialoge immer noch die knackigeren. Auch wenn ich das Spiel diesmal auf Englisch spiele – und mich an den verschiedenen regionalen US-Akzenten ebenbso freue wie an der Überaschung, den schurkischen Country- und Westernstar Conroy Bumpus und seinen Goon ausgerechnet mit englischem Cockney-Einschlag sprechen zu hören, kann ich viele Texte immer noch auf deutsch auswendig mitsprechen: »Jesse James‘ abgetrennte Hand.… Weiterlesen “Sam & Max hit the Road”