bookmark_borderAutumn Dream

Me English nicht verstehen

Ich lerne seit einem halben Jahr Russisch. Das heißt, ich habe das erste Volkshochschulsemester hinter mir. Mit einem halben Jahr Russisch kommt man noch nicht weit, aber ich suche immer nach Möglichkeiten zum Üben, und ich hatte die großartige Idee, das mit Computerspielen zu tun. Schließlich kommen viele tolle – oder weniger tolle – Spiele aus Russland, Wimmelbildspiele zum Beispiel, und wenn ich die auf Steam dann so einstelle, dass ich sie im Original spielen kann, lerne ich meine Vokabald auf spielerische Weise. Zumindest in der Theorie. Ich habe es versucht mit dem Spiel Dance of Death, und es war ein Flop. Das Spiel ist so unglaublich schlecht, die einzige Sprachausgabe grammatikalisch falsches Englisch mit russischem Akzent, die grobkörnige Schrift nicht zu entziffern, die Graphik unattraktiv, dass ich den Versuch schnell wieder aufgegeben habe. Dafür konnte ich jetzt mit einem ganz anderen Spiel meine Fremdsprachenfähigkeit verbessern.

Autumn Dream nennt sich der Titel des Indie-Spieleentwicklers GDNomad, von dem auf eine ganze Reihe billigster Horrorspiele mit niederschmetternden Bewerungen zu finden sind. Ich habe alle, schließlich hat mich keine von ihnen mehr als 50 Cent gekostet, und für 50 Cent schreibe ich auch gern einen lustigen Verriss. Autumn Dream belegte schon seit längerem ein gutes Gigabyte auf meiner Festplatte, und weil die natürlich mal wieder viel zu klein ist und ich den Rezensionen entnommen habe, dass das Spiel in weniger als einer Stunde durch ist, klang das wie schnell verdienter Festplattenplatz.… Weiterlesen “Autumn Dream”

bookmark_borderMaize

Die Sendung mit dem Mais

Im Humblebundle vom Juni war nicht Starcrawlers, auf das ich ein bisschen gehofft hatte, aber dafür ein anderes Spiel von meinem Wunschzettel, das mir für gut zwanzig Euro immer zu teuer zum kaufen war: Maize, ein der Prämisse nach völlig durchgeknalltes Adventure über zwei Wissenschaftler, die ein Memo der Regierung falsch verstehen und intelligenten Mais erschaffen. Was ich an Screenshots gesehen hatte, sah großartig aus, und mit verrückten, durchgeknallten Ideen bekommt man mich immer, dazu gibt es noch einen übellaunigen russischen Plüschbären – was sollte da noch schiefgehen? Leider eine ganze Menge. Denn Maize begeht einen kapitalen Fehler, den ein lustiges Spiel nicht machen sollte: Es ist nicht lustig.

Ich wollte Maize toll finden, wirklich. Auch denn der Metascore nur bei mauen 65% liegt, auch wenn das, was ich an Kritiken gelesen hatte, eher durchwachsen war: Witz ist doch immer Geschmackssache, und ich war mir sehr lange sicher, dass Maize genau meine Art von Humor hatte – selbst dann noch, als ich eingestehen musste, dass ich kein mal lachen musste. Aber irgendwann kam ich um das Eingeständnis nicht drum herum: Maize hat exzellente Graphiken, und die Animationen des Maises, der auf seinen Wurzeln läuft und mit wenigen Blättern zu erstaunlicher Körpersprache in der Lage ist, ist wirklich gut gemacht.… Weiterlesen “Maize”

bookmark_borderHouse of Caravan

Da wackelt das Haus!

Manchmal hat man schon den Eindruck, dass »Walking Simulator« ein Synonym ist für »Wir sind unfähig, irgendwas Belebtes in unsere Spiele zu programmieren«. Und wo einige dieser Spiele im Gegenzug eine tolle Geschichte präsentieren, die sich nach und nach entfaltet, hat man bei anderen das Gefühl, dass die Macher ein Setting ohne Spielelemente hochgeladen haben und es unter dem Deckmäntelchen »Walking Simulator« ein Spiel nennen. House of Caravan ist irgendwo dazwischen angesiedelt, ein begehbares, leicht gruseliges Haus mit einem Hauch von Handlung, einer lachhaften Physikengine, drei Puzzeln, die den Namen nicht wirklich verdienen – aber dabei so unerträglich verbuggt, dass es wirklich keinen guten Eindruck hinterlässt. Ich habe es trotzdem bis zum Ende durchgespielt, und ich muss sagen, dass dem Spiel etwas gelungen ist, dass ich bei anderen vermeintlichen Gruselspielen der jüngeren Zeit nicht hatte: Ich habe mich gegruselt. Nicht ständig, und nur ein bisschen, aber immerihn. In dieser Hinsicht: Ziel erreicht. In aller anderer Hinsicht: Setzen, sechs.

Entgegen des holprigen Titels sitzen Rosebud Games, die Macher dieses Schmuckstücks, nicht irgendwo in Osteuropa, sondern in Barcelona. Trotzdem ist man geneigt, den Titel House of Caravan mit dickem russischen Akzent auszusprechen. Tatsächlich spielt das Spiel in der Gegend von Boston, und wir befinden uns im Jahr 1910.… Weiterlesen “House of Caravan”

bookmark_borderThe Old City – Leviathan

Das wird der Weinreinbringer sein!

Viele finden sie langweilig – ich mag das Konzept von Walking Simulatoren. Manchmal möchte man nicht viel machen als herumlaufen und sich umsehen: Weg vom Spiel als solchen, hin zu einem dreidimensionalen Kunstwerk, das man von allen Seiten bewundern und erleben möchte. Unterlegt man das Ganze auch noch mit einer Erzählung, kann man auf diese Weise ganz bezaubernde Welten erschaffen, Geschichten erzählen, Schicksale fühlbar machen – wenn man es gut macht. Zu schnell ist die Grenze zwischen Philosophie und Geschwafel überschritten, wird Kunst zu Schwulst, und leider ist das bei The Old City – Leviathan passiert. Wunderschöne Screenshots laden zum Erkunden ein, der Klappentext verspricht Tiefgang, und kann man einem Spiel widerstehen, bei dem ein Wal mitten in der Stadt herumliegt und in der Postapokalypse einen Hauch von Surrealismus verspricht?

Leider beheht The Old City den ersten Fehler schon während des Ladebildschirms. Ein Warnhinweis wird eingeblendet: »Achtung! Sie betreten einen zerbrochenen Verstand! Nehmen Sie nichts von dem, was Sie sehen oder hören, für selbstverständlich!«. Wirklich, Sherlock? Danke der Warnung. Tatsächlich hätte ich mir das gerne selbst zusammengereimt. Man erfährt, peu à peu, was unseren Protagonisten, aus dessen Augen wir die Welt in Egoperspektive sehen, um den Verstand gebracht hat, aber das Spiel nimmt mir die Chance auf Erkenntnis.… Weiterlesen “The Old City – Leviathan”

bookmark_borderTormentum – Dark Sorrow

Wer die Qual hat, hat die Wahl

Im diejährigen Steam-Wintersale habe ich diverse neue Spiele (viel zu viele, natürlich, wie üblich) zum kleinen Preis erbeutet, darunter nicht nur AAA-Blockbuster, sondern auch kleine Indie-Schmankerln wie Tormentum – Dark Sorrow, das es gegenwärtig für 4,79 Euros gibt. Ich liebe solche Spiele mit abgefahrenem, surrealistischem Artwork, auch wenn Kunst natürlich immer Geschmacksache ist, und bin nicht enttäuscht worden. Mit Graphiken, deren Stil man mit »Hieronymus Bosch meets H.R. Giger« umschreiben kann, fällt dieses Spiel klar in die Kategorie »Eye Candy«: Das Auge spielt mit, und für Spieler, die mehr Wert auf die Optik als auf knifflige Rätsel und stundenlangen Spielspaß legen, gibt es eine klare Kaufempfehlung. Auch die Handlung von Tormentum braucht sich nicht zu verstecken – aber das Spiel ist wirklich sehr, sehr, sehr kurz. Dass ich am Ende sechs Stunden Spielzeit in meinem Steam-Konto verzeichnet hatte, liegt nur daran, dass ich es insgesamt dreimal durchgespielt habe, um alle Errungenschaften freizuschalten, und wenn man es einmal durchschaut hat, dauert ein Durchgang auch nur noch eine knappe Stunde,

Nicht nur vom Titel her erinnert Tormentum an das gute alte Planscape: Torment – auch in Sachen Inhalt haben die polnischen Entwickler vom OhNoo Studio sich deutlich an den Vorgänger angelehnt. Man bewegt sich als gesichts- wie geschichtsloser Held mit Totalamnesie durch eine surrealisistische, böse, verdrehte Welt und trifft Entscheidungen, von denen der Fort- und Ausgang der Geschichte abhängt.… Weiterlesen “Tormentum – Dark Sorrow”

bookmark_borderThe Park

Mommy braucht dich. Nicht.

Wer mein Wimmelbild-Blog Spielosoph.de verfolgt, oder einen meiner Gaslicht-Romane gelesen hat, weiß, dass ich eine Vorliebe fürs Gruselige habe und immer auf der Suche bin nach Spielen, Büchern oder Filmen, die mir Angst einjagen. Dabei bin ich wirklich sehr, sehr leicht zu erschrecken. Ich muss endlich einmal ein Let’s Fail über meine Abenteuer mit Amnesia schreiben, bei dem ich direkt nach Spielstart in einen Wandschrank gerannt bin und mich bis heute nicht aus ihm hinausgetraut habe. Spritzendes Blut, Hirnmasse und Gedärme lassen mich kalt. Der Irre mit der Kettensäge kann mich mal. Ich fürchte das am meisten, was ich nicht sehe. Und daher sind die gruseligsten Spiele immer die, die ich nicht spiele. Kaum etwas, das einem da über den Weg läuft, schlägt das, was ich mir in meinem Hirn selbst ausgemalt habe. Demzufolge besitze ich Dutzende von Spiele aus dem Horror-Genre, traue mich aber üblicherweise nicht, sie auch zu spielen.

Manchmal kommt dann ein Spiel daher, das neben dem Versprchen von Grusel auch noch ein Thema hat, dem ich nicht widerstehen kann. The Park, zum Beispiel, spielt in einem verlassenen Vergnüngspark, und ich liebe Vergnügungsparks. Ich habe im Wimmelbild-Sektor jedes einzelne Spiel mit verlassenen Vergnügungsparks durchgespielt – und das sind viele, am Empfehlendswertesten wohl Mystery Case Files: Fate’s Carnival und Dark Arcana: The Carnival, am Schwächstem Creepy Tales: Lost in Vasel-Land; es ist ein Genre, von dem ich einfach nicht genug bekommen kann.… Weiterlesen “The Park”

bookmark_borderDay of the Tentacle Remastered

Nimm knusprig warmer Hamster

Es gibt ein paar wenige Spiele, deren Dialoge kann man auch zwanzig Jahre später noch auswendig nachsprechen, und das, an was ich mich am besten zu erinnern glaubte, ist Day of the Tentacle. Es ist eines der wenigen Spiele, das ich mir nicht ein- sondern zweimal gekauft habe in einer Zeit, in der die meisten Spiele, die ich besaß, Kopien von Freunden waren oder von Heft-CDs stammten – das erste, die Disketten-Version, hatte keine Sprachausgabe, weswegen ich später nochmal in die CD-Version investiert habe. Ich erinnerte mich gerne zurück an das genialste aller Lucasarts-Adventures. Skurrile Figuren. Witzige Dialoge. Knifflige Rätsel. Drei Zeitebenen. Vielleicht war Monkey Island kultiger. Vielleicht war Sam and Max böser. Aber als rundum gelungenes, originelles Abenteuer ragte nichts, wirklich nichts, an den Tag des Tentakels heran. Nie werde ich vergessen, wie ich wochenlang nicht weiterkam, weil ich in einem Zimmer die Tür nicht geschlossen hatte …

Als ich vor gut zwei Jahren hörte, dass eine überarbeitete Neuauflage in Vorbereitung war, war ich in gleichem Maße enthusiastisch und skeptisch. Ich hatte bereits das überarbeitete Monkey Island gespielt und mochte den modernen Graphikstil nicht – um so froher war ich, als erste Bilder von Dott Remastered erschienen, auf welchen der alte Stil eins-zu-eins an moderne Bildschirmauflösungenund Graphikkarten jenseits von VGA angepasst worden waren, ohne dabei ihren schrägen Charme zu verlieren.… Weiterlesen “Day of the Tentacle Remastered”