bookmark_borderSpiritfarer

Wir werden ein größeres Boot brauchen

Charon, der gute alte Fährmeister, der die Seelen der Toten ins Jenseits übersetzt, hat sich zur Ruhe gesetzt und selbst den Weg durch das Ewigtor angetreten, aber in der jungen Stella hat er eine würdevolle, wenn auch unerfahrene Nachfolgerin gefunden. So ist es nun an Stella, die Seelen auf ihr Schiff zu laden und sie zum Tor zu bringen – aber wenn ich dachte, in Spiritfarer pendelt man zwischen dem Ewigtor (Everdoor) und den Inseln, auf denen die Geister herumstehen, hin und her, habe ich mich geirrt. Ehe ein Geist das Tor durchschreitet, hat er nämlich noch eine ganze Menge zu erledigen. Und es ist an mir, ihnen dabei zu helfen – und die eine oder andere Quest zu erledigen, ehe die Guten überhaupt erst an Bord gehen.

Statt also Seele um Seele zum Ewigtor zu karren, sammelt man in den ersten Stunden des Spiels überhaupt nur drei Passagiere ein, und das sind allesamt alte Freunde, Bekannte, Verwandte von Stella, ein unerwartet freudiges Wiedersehen in Anbetracht der Tatsache, dass man ja nicht einfach so aus Vergnügen auf dem Schiff ins Jenseits landet. Und statt sich einfach übersetzen zu lassen, richten die sich erst einmal häuslich ein auf Stellas Schiff, sind mit dem Gästequartier nicht mehr zufrieden und verlangen eigene Häuschen, Arbeitsstätten, Gärten an Bord, als hätten sie nicht vor, uns jemals wieder zu verlassen.… Weiterlesen “Spiritfarer”

bookmark_borderNemezis – Mysterious Journey III

So ein Myst!

Man kennt das ja – kaum hat man ein Gerät entwickelt, um Menschen auf abgelegene Planeten zu teleportieren, schon kommen die Pauschaltouristen. Amia und Bogart wollen eigentlich nur ein paar erholsame Wochen auf dem exotischen Planeten Regilus verbringen, aber statt gemütlich aus dem Teleporter ins Hotel zu treten und Cocktails auf dem Sonnendeck zu schlürfen, werden sie, getrennt voneinander, sonstwo abgesetzt und müssen auf dem Weg zueinander – und zum Hotel – erst mal einen Haufen archaisch anmutender Maschinen in Bewegung versetzen, quietschende Tore öffnen, und sich mit einem Remote-Fremdenführer herumschlagen, dem noch nicht mal ein sehr argloser Fünfjähriger trauen würde. Soweit zum Einstieg in das heute angespielte Nemezis – Mysterious Journey III.

Ich habe Myst immer noch nicht gespielt. Seit 1995 habe ich mehrere Versuche gestartet, die erst an der Technik gescheitert sind, dann an mir selbst – ich komme in das Spiel einfach nicht rein. Ich weiß nicht, was es von mir will, und es fesselt mich nicht genug, um mich dann wirklich reinzufuchsen. Aber das heißt nicht, dass ich aufgegeben habe – oder das ich das Genre nicht mag, auf einer verlassenen Insel rumzulaufen und solange Dinge herumzurücken und zu -drücken, bis sich irgendwo irgendwas bewegt und ich weiterkomme ins nächste Gebiet.… Weiterlesen “Nemezis – Mysterious Journey III”

bookmark_borderAlpha Protocol

Nennt mich Kopfschuss-Man!

Meine guten Vorsätze im neuen Jahr beinhalten unter anderem, mehr zu spielen – insbesondere mehr von meinen unbekannten Steam-Schätzchen anzuspielen und dann über meinen ersten Eindruck zu bloggen. Aber bei der viel zu großen Auswahl – womit fange ich an? Fragen wir die Leser. Und da ich nur von einer Person weiß, die dieses Blog regelmäßig liest, fragte ich also die gute Daiell von Daiell LPs: »Was willst du als nächstes lesen?« Daiell arbeitete sich durch meine Steam-Liste und schlug mir Alpha Protocol vor. »Alpha Protocol?«, sagte ich. »Das habe ich doch schon längst durch!« – »Hier steht null Stunden«, sagte Daiell. Also gut, einer von uns irrt … Das Spiel, das ich durchgespielt habe, heißt Alpha Polaris. Kann man ja schon mal durcheinanderbringen. Warum müssen Spiele auch immer so ähnlich heißen? Ich versprach Daiell also einen ersten Eindruck von Alpha Protocol – und ahnte, dass es ein »Let’s Fail« werden sollte. Schleichen ist einfach nicht meine Stärke, man erinnere sich nur an meinen Flop bei Thief – aber um meine einzige Leserin zu unterhalten, mache ich mich doch gern zum Horst.

Die erste Frage nach dem Starten des Spiels: Warum zum Henker habe ich mir das gekauft? Ja, ich ,mag Shooter, aber ich bevorzuge Egoshooter gegenüber Third-Person-Shootern; ich mag Fantasy, Horror und Science Fiction-Settings, aber ich habe es überhaupt nicht mit realistischen Kriegsszenarien oder saudiarabische Terroristen, und hier sehe ich schon im Vorspann, wie diese terroristischen Araber ein vollbesetztes Flugzeug abschießen,dann kommt eine Einblendung »Drei Monate früher«, noch etwas, das ich ich nicht mag, und dann auch noch schleichen müssen?… Weiterlesen “Alpha Protocol”

bookmark_borderVernon’s Legacy

Übrigens, du bist jetzt tot

Vernon’s Legacy habe ich mir vor einem guten halben Jahr gekauft (da war der Steam Summer Sale – das kommt hin), weil mich die Graphiken wirklich angesprochen haben, auch wenn das Spiel da noch in der Open Access-Phase war und ich eigentlich keine Open Access-Games kaufe. Es hat nicht viel gekostet, und ich war wirklich neugierig – gespielt habe ich es aber erst jetzt, nachdem ich gesehen habe, dass inzwischen die Finalversion released worden ist. Und wer mich ein bisschen kennt, dem reicht ein Blick auf den ersten Screenshot, warum ich da nicht widerstehen konnte: ein Spukhaus! Ein Gruselspiel! Wirklich, ich komme um kein Spukhausspiel rum. Selbst, wenn die Kritiken noch so abgründig sein mögen – jedes Spukhaus mit einigermaßen erträglicher Graphik wird gekauft, und, manchmal, auch gespielt. Da ich mir gerade zum Jahresende ein bisschen Urlaub gönne und vor lauter Spielen nicht weiß, wo ich anfangen soll, habe ich mir also ein Stündchen Vernon gegönnt. Und es war schön, so lange, bis ich ohne Vorwarnung gestorben bin.

Vom Prinzip her ist Vernon’s Legacy die Zwanziger-Jahre-Version von Gone Home – während draußen ein Unwetter tobt, wandert man durch ein verlassenes Haus, findet Notizen, und sammelt die Schlüssel, um die verschlossenen Räume aufzusperren.… Weiterlesen “Vernon’s Legacy”

bookmark_borderZoombinis

Mir passt deine Nase nicht!

Lesen müsste man können! Hätte ich besser hingeschaut, hätte ich gesehen, dass dieses Spiel mitnichten ein lustiges Puzzle mit Zombies ist, sondern Zoombinis, mit Doppel-O – keine Untoten, sondern kleine blaue Kreaturen mit bunten Nasen, die durch einen Parcour aus Logikrätseln geschleust werden müssen. Ich darf mich nicht beschweren, zum einen hat das Spiel deutlich unter einem Euro gekostet, zum zweiten macht es wirklich Spaß, und zum Dritten habe ich eigentlich für Zombies sowieso nicht viel übrig. So bin ich, durch Zufall, an ein Spiel gekommen, das mich zwar optisch nicht wirklich anspricht und aussieht, als wäre es in erster Linie für kleine Kinder gemacht, aber die grauen Zellen anständig fordert und Langzeitspielspaß mitbringt: Ich wollte es für ein Stündchen anspielen, schon habe ich fünf Stunden auf dem Zähler und bin noch lange nicht am Ende.

Schaue ich mir die Spielerkommentare auf Steam an, bin ich offenbar der letzte Mensch, der noch nicht von den Zoombinis gehört hatte. Tatsächlich ist es ein Kickstarter-finanziertes eins-zu-eins Remake eines Spiels von 1996, The logical journey of the Zoombinis, das auf dem amerikanischen Markt Klassikerstatus geniest, es aber offenbar nie nach Deutschland geschafft hat. Dementsprechend ist es jetzt für mich kein Fall für die Retro-Kategorie, denn ich verbinde mit dem Spiel keine Erinnerungen.… Weiterlesen “Zoombinis”

bookmark_borderPneuma – Breath of Life

Ach Gottchen!

Ich wollte Myst immer toll finden: Rätsel lösen in einer interessanten, hochdetailierten Umgebung (man bedenke: Das Spiel war für Windows 3.1 optimiert und lief erstmal nicht unter Windows 95, geschweige denn den Nachfolgern!) klang doch genau wie mein Ding. Um so übler habe ich dem Spiel genommen, dass es mich buchstäblich im Regen hat stehen lassen. Da lief ich durch beeindruckende, hochauflösende Graphiken – und hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Ich fühlte mich alleingelassen, und bis heute habe ich noch nicht ergründen können, was Myst von mir will, auch wenn ich inzwischen eine unter modernen Windows-Systemen laufende Version auf Steam habe. Irgendwann versuche ich mich nochmal an Myst, und wenn es für ein »Let’s Fail« ist. Aber bis dahin bin ich gut bedient und glücklich mit Pneuma: Breath of Life. Das ist auch ein Spiel, bei dem man durch Gegenden läuft, deren Graphiken vor zwanzig Jahren bahnbrechend gewesen wären, und Rätsel löst. Aber anders als bei Myst ist man dabei nicht allein.

In Pneuma begleitet man einen frischerwachten Gott bei der Erkundung einer Welt, die er offenbar selbst erschaffen hat, oder sie ihn, so klar ist das nicht. Sie gehorcht ihm, aber zugleich muss man der Welt gehorchen, und mit der Kraft des Willens und seinem Blick die Umgebung manipulieren, damit man weiterkommt – Türen öffnen, Brücken schließen, Treppen bauen, das übliche halt.… Weiterlesen “Pneuma – Breath of Life”

bookmark_borderSingulaяity

Alles so schön russisch hier!

Immer auf der Suche nach einem Shooter, den ich auch mit meinen Einschränkungen in Sachen Koordination und Frustrationstoleranz schaffen kann, habe ich mir ein Stündchen mit Singularity gegönnt. Und ich muss sagen, es war eine schöne Stunde, der weitere folgen werden – Singularity ist ein Spiel, bei dem manche Sachen haarsträubend daneben sind, das aber sehr, sehr viel richtig macht. Auf der vor Jahrzehnten verlassenen und selbstverständlich verstrahlten sowjetischen Forschungsinsel Katorga12 findet man die üblichen Mutanten, die mit verschiedenen Schusswaffen abgeknallt werden müssen, Zeitmanipulation, unmotiviert herumliegende Tonbandgeräte, und ein paar echte Schrecksekunden. Und auch wenn es nicht gerade einfach ist, komme ich doch gar nicht so schlecht voran.

Ich unterscheide bei Shootern im Wesentlichen zwei Arten: diejenigen, bei denen der Hintergrundplot nur ein Alibi ist für ein fröhliches Rumgeballere, und solche, die tatsächlich versuchen, eine Geschichte zu erzählen. Neben deutlich bekannteren Beispielen wie dem System/Bioshock-Universum, gehört auch Singularity klar in die zweite Kategorie. Die verlassene Stadt wimmelt nicht von Monstern, aber die paar Mutanten, denen man in der ersten Stunde begegnet, sind strategisch optimal platziert, kündigen sich akustisch an, ehe man sie sieht, und erschrecken trotzdem gewaltig, wenn sie plötzlich vor einem stehen. So gern ich um mich schieße, bin ich hier doch froh, dass es nicht mehr Monster sind.… Weiterlesen “Singulaяity”