Meinen Mann und mich verbindet, unter anderem, eine gemeinsame Leidenschaft für Computerspiele, aber auch da gibt es Unterschiede. Ein Spiel, in das er viel Zeit und Geld investiert hat und mit dem ich immer nur wenig anfangen konnte, ist Eve Online. Umgekehrt fragt sich mein Mann, was ich dem Sims abgewinnen kann. Aber wo ich sagen muss, dass Eve ein anständig gecodetes Spiel ist und seinen Spielern offenbar das bietet, für was sie bezahlt haben, stimmt das für Die Sims 3 eindeutig nicht. Für einen AAA-Titel, bei dem man für das Kernspiel, die diversen Erweiterungen sowie Zusatzaccessoires große Mengen Geld lassen muss, handelt es sich für einen technisch miserabel umgesetzten Haufen aufgeblähten Datenmülls.
Seit meinen ersten Schreibübungen am 286er, wo ich mir in Seelenruhe einen Kaffee machen konnte, während das zwanzigseitige Write-Dokument speicherte, bin ich keinem Programm mehr begegnet, das vergleichbare Speicherzeit beansprucht hätte – bis auf Sims 3. Das Programm braucht nicht nur eine Viertelstunde zum Starten, sondern mindestsns so lang für jeden Speichervorgang (mit der Anschaffung des H.I.V.E’s im Januar ist es etwas besser geworden – aber dafür ist das Spiel inzwischen auch sechs Jahre alt!) – und wenn man nicht trotzdem regelmäßig speichert, läuft man in Gefahr, Stunden Spielzeit zu verlieren, wenn das Spiel mal wieder abschmiert. Oder es teilt einem freudig mit, dass der Spielstand korrumpiert ist und sich jetzt überhaupt nicht mehr speichern lässt. Da können die regelmäßig veröffentlichten Patchnotes noch so amüsant sein – am Grundproblem, dass das Spiel verbuggt ist wie sonst nur eine frühe Alpha oder Beta, hat sich bis heute nichts geändert.
In einer meiner Nachbarschaften schmierte das Spiel reproduzierbar ab, wenn meine Sims in die Nähe eines bestimmten Hauses kamen. Ein anderes, lange gespieltes Spiel überschrieb seinen anderthalb Gigabyte großen Speicherstand nur noch dann erfolgreich, wenn ich die Familie zum Urlaub nach China oder Frankreich schickte, ohne Kinder oder Haustiere. Mein dritter Haushalt stürzt ab, wenn ich auf die Stadtansicht wechlse, ohne das Ganze vorher auf eine bestimmte Himmelsrichtung ausgerichet zu haben. Es sind Momente wie diese, wo ich mich selbst fragen muss, was ich an dem Spiel überhaupt finde, verglichen damit, wie oft ich mich wirklich massiv darüber geärgert habe. Aber ich mag die Möglichkeit, die Figuren meiner Romane nachzubauen, miteinander agieren zu lassen, und mich als (Innen)architekt auszutoben. Und der überteuerte, aufgeblähte Datenmüll bietet mir einen Gestaltungsspielraum, den ich in anderen Spielen nicht habe.
Bevor ich aber mit einem nagelneuen Haushalt das Bloggen anfange, kommt erst einmal eine Übersicht der Bugs und Glitches, die meine bisherigen Haushalte erlebt haben – diesmal von der amüsanteren Sorte. Zum Beispiel dem Tag, an dem Kjerom Otrempa beschloss, dass Kleider überflüssig sind, und sich splitterfasernackt (und unverpixelt, weil ich dafür einen Mod installiert hatte) auf den Weg zur Arbeit machte. Als Privatdetektiv. Er musste im Park den Bürgermeister bespitzeln. Aber er hat die perfekte Tarnung gefunden!
Kjeroms Sohn, Kamui, trägt wenigstens brav seine Windeln – aber er fühlt sich seinem Spieltisch etwas zu sehr verbunden. Und wusste offenbar nicht, wohin mit seinen Armen – also warum nicht dem Vorbild Schildkröte folgen und sie in den Panzer einziehen? Er hat keinen Panzer? Macht nix!
Damon Rickard hat auf Fähigkeitsrang 10 sein Gitarrenspiel perfektioniert. Seitdem spielt er, indem er die Gitarre am ausgestreckten Arm kreisen und herumwirbeln lässt. Virtuos, versteht sich. Hauptsache, das Publikum hält ausreichend Abstand!
Lorcan, einer der Helden meines gerade im Lektorat befindlichen Romans Das gefälschte Siegel, hat eigentlich die Ruhe weg. Nur wenn er sich versehentlich ausgesperrt hat und sich im ersten Stock außerhalb des Zimmers befindet, regt er sich auf. Gut, wenn er danach eine Runde vor der Spülmaschine meditieren kann – dann erreicht er wieder ganz schnell Transzendenz.
Bademeister Dann hat gerade einen Ertrinkenden gerettet. Wen stört es, dass es sich dabei um einen lange verstorbenen Geist handelt? Jeder braucht eine Mund-zu-Mund-Beatmung, selbst wenn er keinen Körper mehr hat!
Gruselig wurde es, als Alexander aus den Chroniken der Elomaran plötzlich nur noch aus einem schwebenden Kopf mit einem paar Füßen bestand. Was war geschehen? Um das inzestuöse Verhältnis zu seinem Neffen Halan abbilden zu können – schließlich spiele ich meine Romane nach – musste ich einen Mod aktivieren, der es Teenagern ermöglicht, Techtelmechtel mit Erwachsenen zu haben. Dabei habe ich unbemerkt auch die Möglichkeit für Teenagerschwangerschaften aktiviert – und für Schwangerschaften bei männlichen Sims. Da die Software aber kein Modell für männliche Schwangerschaftsbäuche und Umstandskleidung vorsieht, löst sie es auf die einfachste Weise: Dann sieht man eben gar nichts. Dabei ist doch eigentlich Halan der Verkopfte von den beiden!
Das letzte Bild zeigt weder Bug noch Glitch. Aber wenn mein Sims Blubberblasen in Alpaka-Form machen, will ich das meiner lieben Freundin Malinche nicht vorenthalten!